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Mara-Cassens-Preis 2025 an Jina Khayyer
2025 reichten die Verlage 87 Debütromane ein – so viele wie noch nie. In der Endrunde waren neben »Im Herzen der Katze« von Jina Khayyer: »Good Girl« von Aria Aber, »Lebensversicherung« von Kathrin Bach, »Hier draußen« von Martina Behm, »Pusztagold« von Clara Heinrich, »Hundesohn« von Ozan Zakariya Keskinkılıç, »ë« von Jehona Kicaj, »Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken« von Sarah Lorenz, »Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten« von Anna Maschik, »Daily Soap« von Nora Osagiobare, »Zu wenig vom Guten« von Katinka Ruffieux, »Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft« von Fiona Sironic, »Niemals nichts« von Ralf Westhoff und »Wie schwer wiegt ein Schatten« von Christiane Wirtz.

Im Roman »Im Herzen der Katze« macht Jina Khayyer die Proteste »Frau – Leben – Freiheit« im Iran fühlbar. Wir sind live dabei, als die Ich-Erzählerin 2022 in Südfrankreich auf ihrem Smartphone vom Widerstand im Iran und dem Mord an Jina Mahsa Amini erfährt. Daraufhin beginnt sie zu erzählen – von ihrer ersten Reise in den Iran Anfang der 2000er-Jahre, von einer Rückkehr einige Jahre später. Sie schreibt über drei Generationen von Frauen im Iran, die unterschiedlichste Regierungsformen erfahren: ihre Tanten väterlicherseits, ihre Schwester Roya, Iman, die Nichte Nika. Wir erleben ein Land zwischen Angst, Gewalt, Aufbegehren, dem Wunsch nach Selbstbestimmung, unerschütterlicher Hoffnung und Sinnlichkeit. Detailliert beschreibt der Roman das gegenwärtige Mullah-Regime, in dem Frauen rechtlich und gesellschaftlich unterdrückt werden sowie Andersdenkende tagtäglich Repressionen ausgesetzt sind. Zugleich berichtet »Im Herzen der Katze« von dem mutigen Kampf um Freiheit und grundlegende Menschenrechte. Darüber hinaus liefert das Buch einen historischen Blick auf ein Land, das für seine Offenheit und kulturellen Reichtum bekannt war.
Aus der Jurybegründung: »Dieser Roman ist augenöffnend und lehrreich. Beeindruckend ist die Gleichzeitigkeit der Gegensätze: Auf der einen Seite nimmt uns die lebhafte und warm-herzige Darstellung von Natur, Gastfreundschaft, Lebenslust, Freiheitsliebe, Zusammenhalt ein, auf der anderen Seite vermittelt sich die bittere Realität des repressiven Staates von heute mit einer Allgegenwart von staatlicher Willkür, Verboten, Denunziationen, brutaler Unterdrückung von Frauen und Regimegegnern. Überzeugend ist nicht nur der Inhalt des Romans, sondern auch sein wahrhaft poetischer Klang. Es gibt viele Einschübe in Farsi, die Jina Khayyer mit dem persischen Bilderreichtum ins Deutsche überträgt. Trotz der inhaltlichen Härte fühlt man sich aufgrund der sprachlichen Intensität wohl in diesem Buch. Eine großartige neue Erzählstimme.«
Jina Khayyer, in Deutschland geboren, iranischer Abstammung, lebt seit 2006 als Schriftstellerin, Dichterin, Malerin und Journalistin in Paris und in der Provence. Sie schreibt für internationale Zeitschriften. Ihre Gedichte und Zeichnungen wurden 2024 in der Kunsthalle Baden-Baden bei der Gruppenausstellung »SEA AND FOG« ausgestellt. Ihr Romandebüt stand auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2025.
Die feierliche Preisverleihung findet am 13. Januar 2026 um 19.00 Uhr im Literaturhaus Hamburg statt. Jana Schiedek, Staatsrätin der Behörde für Kultur und Medien Hamburg, spricht ein Grußwort. Judith von Sternburg hält die Laudatio. Jina Khayyer liest aus ihrem Roman und spricht mit der Jury. Die öffentliche Veranstaltung ist ausgebucht, eine Liveübertragung auf dem YouTube-Kanal des Literaturhauses ist geplant.