Do 3.5.12
20.00 Uhr
Ort: Uebel & Gefährlich | Feldstraße 66 (Medienbunker, 4. Stock) | 20359 Hamburg
15,-/11,-

t.c. boyle

liest aus „Wenn das Schlachten vorbei ist” Philipp Schwenke moderiert Jan Josef Liefers liest den deutschen Text

„Es ist ein Krieg. Ein totaler Krieg.”

Tierschützer gegen Tierschützer, Ökoaktivistin gegen Ökoaktivist: Doch welche Seite ist die richtige? Wo bleibt die Moral? T.C. Boyle macht es uns nicht leicht in seinem„funkelnden” (Deutschlandradio) Roman „Wenn das Schlachten vorbei ist” (Hanser; Übersetzung: Dirk van Gunsteren), und man fühlt sich in einen privaten Nahostkonflikt versetzt: Kapitel um Kapitel wechseln die Loyalitäten. Sollen die Ratten getötet werden? Sollen sie leben? Darf sich der Mensch in die Natur einmischen? Muss er es sogar tun? Es ist kein Kampf mit vorhersehbarem Ende, den der hellsichtigste der US-amerikanischen Schriftsteller hier beschreibt, es ist ein Kampf von ebenbürtigen Gegnern, Mensch gegen Mensch, Tier gegen Tier, in dem Darwin längst kein Wörtchen mehr mitzureden hat.

Auf der einen Seite steht Dr. Alma Boyd Takesue, Direktorin für Öffentlichkeitsarbeit des National Park Service, die die kontrollierte Vernichtung der Rattenpopulation auf Anacapa, einer kalifornischen Kanalinsel vor Santa Barbara, propagiert. Ihr Gegenspieler ist David Francis LaJoy, ein durch Unterhaltungselektronikläden zu einer Menge Dollars gekommener Yuppie-Robin-Hood, dessen Dreadlocks sich aufstellen, sobald einem Tier ein Leids geschieht: „Ich werde erst wieder höflich sein, wenn das Schlachten vorbei ist, und keine Minute früher.” Diese Gutmensch-Fanatiker nehmen sich nichts in ihrer Verbohrtheit: Beide wollen Tiere retten und zerstören die eigenen Leben, weil sie zur Basis des menschlichen Zusammenlebens – Diplomatie und gegenseitige Achtung – längst nicht mehr fähig sind. Alma betrachtet bereits die Möglichkeit einer Schwangerschaft als negative Ökobilanz, während David zwar Vierbeiner ehrt, es Menschen gegenüber jedoch an jedem Fünkchen Respekt fehlen lässt. Es geht beiden immer um die Sache – rigide, freudlos, mit verbissenem Ingrimm. T.C. Boyle hat einen tiefschwarzen, bitterbösen Roman geschrieben, der aufrüttelt, weil er in das Magma unseres Daseins hinabfährt und die einzige Frage stellt: Wie sollen wir leben?

15,-/11,-

„Es ist ein Krieg. Ein totaler Krieg.”

Tierschützer gegen Tierschützer, Ökoaktivistin gegen Ökoaktivist: Doch welche Seite ist die richtige? Wo bleibt die Moral? T.C. Boyle macht es uns nicht leicht in seinem„funkelnden” (Deutschlandradio) Roman „Wenn das Schlachten vorbei ist” (Hanser; Übersetzung: Dirk van Gunsteren), und man fühlt sich in einen privaten Nahostkonflikt versetzt: Kapitel um Kapitel wechseln die Loyalitäten. Sollen die Ratten getötet werden? Sollen sie leben? Darf sich der Mensch in die Natur einmischen? Muss er es sogar tun? Es ist kein Kampf mit vorhersehbarem Ende, den der hellsichtigste der US-amerikanischen Schriftsteller hier beschreibt, es ist ein Kampf von ebenbürtigen Gegnern, Mensch gegen Mensch, Tier gegen Tier, in dem Darwin längst kein Wörtchen mehr mitzureden hat.

Auf der einen Seite steht Dr. Alma Boyd Takesue, Direktorin für Öffentlichkeitsarbeit des National Park Service, die die kontrollierte Vernichtung der Rattenpopulation auf Anacapa, einer kalifornischen Kanalinsel vor Santa Barbara, propagiert. Ihr Gegenspieler ist David Francis LaJoy, ein durch Unterhaltungselektronikläden zu einer Menge Dollars gekommener Yuppie-Robin-Hood, dessen Dreadlocks sich aufstellen, sobald einem Tier ein Leids geschieht: „Ich werde erst wieder höflich sein, wenn das Schlachten vorbei ist, und keine Minute früher.” Diese Gutmensch-Fanatiker nehmen sich nichts in ihrer Verbohrtheit: Beide wollen Tiere retten und zerstören die eigenen Leben, weil sie zur Basis des menschlichen Zusammenlebens – Diplomatie und gegenseitige Achtung – längst nicht mehr fähig sind. Alma betrachtet bereits die Möglichkeit einer Schwangerschaft als negative Ökobilanz, während David zwar Vierbeiner ehrt, es Menschen gegenüber jedoch an jedem Fünkchen Respekt fehlen lässt. Es geht beiden immer um die Sache – rigide, freudlos, mit verbissenem Ingrimm. T.C. Boyle hat einen tiefschwarzen, bitterbösen Roman geschrieben, der aufrüttelt, weil er in das Magma unseres Daseins hinabfährt und die einzige Frage stellt: Wie sollen wir leben?

Mit freundlicher Unterstützung des Hanser Verlags und des Hörverlags | Medienpartner NDR Kultur & NDR Info