SIRI HUSTVEDT
Wie es wohl wäre, im Gehirn von Siri Hustvedt spazieren zu gehen? Fände man da einen Irrgarten vor, eine sich aufbauschende Gedankenwolke oder doch eher eine Bibliothek, wohlsortiert nach Themengebieten? Diese Gedanken kann man sich machen, oder man greift zum neuen Roman der US-Amerikanerin, »Die gleißende Welt« (Rowohlt; Übersetzung: Uli Aumüller), der in den USA als ihr bestes Buch gehandelt wird: Harriet »Harry« Burden ist bildende Künstlerin in New York. Sie ist Mutter und war Ehefrau, sie ist Geliebte, Freundin, Therapiepatientin, Mäzenin. Von den ihr gesellschaftlich oktroyierten Rollen hadert sie am meisten mit jener der Kunstschaffenden, weil sie die Wertschätzung für die Arbeit von Frauen vermisst. Harry lässt sich auf einen Teufelspakt ein und sucht sich drei männliche Stellvertreter, die sie als Produzenten ihrer Kunst präsentiert. Sie selbst bleibt im Verborgenen – bis der hungrige Betrieb ein Opfer will und ihr das Experiment um die Ohren fliegt.
Hustvedts Roman ist ein Vexierspiel mit Identitäten und leuchtet die Biografie ihrer schillernden Heldin post mortem aus diversen Blickwinkeln aus. Schicht um Schicht entblättert sich ein Individuum in all seinen Widersprüchen, bis der Kern der Existenz zutage tritt: Menschlichkeit und der Kampf um Anerkennung. Von »Der Sommer ohne Männer« bis »Being a Man«: In diesem funkelnden Roman übersetzt die hochintelligente Autorin ihre Mindmap in Literatur – erhellend, unterhaltsam, den Widerstreit der Geschlechter lustvoll in Grund und Boden stampfend.
Moderation: Julika Griem
Deutscher Text: Bettina Stucky
Wie es wohl wäre, im Gehirn von Siri Hustvedt spazieren zu gehen? Fände man da einen Irrgarten vor, eine sich aufbauschende Gedankenwolke oder doch eher eine Bibliothek, wohlsortiert nach Themengebieten? Diese Gedanken kann man sich machen, oder man greift zum neuen Roman der US-Amerikanerin, »Die gleißende Welt« (Rowohlt; Übersetzung: Uli Aumüller), der in den USA als ihr bestes Buch gehandelt wird: Harriet »Harry« Burden ist bildende Künstlerin in New York. Sie ist Mutter und war Ehefrau, sie ist Geliebte, Freundin, Therapiepatientin, Mäzenin. Von den ihr gesellschaftlich oktroyierten Rollen hadert sie am meisten mit jener der Kunstschaffenden, weil sie die Wertschätzung für die Arbeit von Frauen vermisst. Harry lässt sich auf einen Teufelspakt ein und sucht sich drei männliche Stellvertreter, die sie als Produzenten ihrer Kunst präsentiert. Sie selbst bleibt im Verborgenen – bis der hungrige Betrieb ein Opfer will und ihr das Experiment um die Ohren fliegt.
Hustvedts Roman ist ein Vexierspiel mit Identitäten und leuchtet die Biografie ihrer schillernden Heldin post mortem aus diversen Blickwinkeln aus. Schicht um Schicht entblättert sich ein Individuum in all seinen Widersprüchen, bis der Kern der Existenz zutage tritt: Menschlichkeit und der Kampf um Anerkennung. Von »Der Sommer ohne Männer« bis »Being a Man«: In diesem funkelnden Roman übersetzt die hochintelligente Autorin ihre Mindmap in Literatur – erhellend, unterhaltsam, den Widerstreit der Geschlechter lustvoll in Grund und Boden stampfend.
Moderation: Julika Griem
Deutscher Text: Bettina Stucky