philosophisches café: klaus-michael meyer-abich
„Soweit die Menschen gesund sind, besteht von Seiten unseres sogenannten Gesundheitswesens so gut wie kein Interesse an ihnen. Sollte es dann nicht besser ein Krankheitswesen heißen?”
„Was fehlt Ihnen?” In dieser ärztlichen Frage hört Klaus Michael Meyer-Abich den Nachhall einer Weisheit, der es um den ganzen Menschen geht, denn bevor wir körperlich krank werden, fehlt uns fast immer etwas anderes. Als Ausfälle im Betriebssystem des Körpers oder seinen Subsystemen hingegen würden Krankheiten nur unzureichend verstanden. Dass ein gesunder Mensch nicht krank wird, sei nur scheinbar ein tautologischer Satz, denn der Krankheit gehe etwas voraus. „Eine Krankheit sagt nichts, und sie verbirgt nichts, sondern sie bedeutet etwas”, zitiert er den vorsokratischen Philosophen Heraklit. Der Blick aufs Ganze sei allerdings der heutigen Medizin abhanden gekommen – und nicht nur der Medizin. Der Philosoph und Physiker Klaus Michael Meyer-Abich hat bei Carl Friedrich von Weizsäcker studiert. Bis zu seiner Emeritierung lehrte er Naturphilosophie an der Universität Essen. Zwischendurch regierte er in den achtziger Jahren als Wissenschaftssenator in Hamburg. Nun legt er ein großes Werk vor – vielleicht sein Lebenswerk – eine Philosophie der Medizin: „Was es bedeutet gesund zu sein” (Hanser Verlag). Alte Weisheiten werden von neuen Forschungen bestätigt, etwa der Psychoneuroimmunologie. So sieht Meyer-Abich in der Krankheit nicht nur eine verletzte Ganzheit, sondern auch eine Störung des Mitseins. Aus all dem folgen nicht nur Vorschläge für eine andere Medizin, sondern vor allem eine andere Haltung, ein anderer Blick, ein anderes Denken. Es ist die Stunde der Philosophie. Ärzte und Patienten agieren in dem besonderen Licht unserer Kultur. Aber sie sehen nicht das Licht, denn das haben sie immer nur im Rücken. Meyer-Abich dreht sich um, blickt auf dieses Licht und auf vieles rundherum, was dieser Lichtkegel gewöhnlich im Dunklen lässt. „Die Erinnerung an das Ganze ist nicht nur für die Medizin, sondern auch für die Grenzen des wirtschaftlichen Wachstums in der Natur der einzige Ausweg aus der Begrenzungskrise, in die wir geraten sind.”
„Soweit die Menschen gesund sind, besteht von Seiten unseres sogenannten Gesundheitswesens so gut wie kein Interesse an ihnen. Sollte es dann nicht besser ein Krankheitswesen heißen?”
„Was fehlt Ihnen?” In dieser ärztlichen Frage hört Klaus Michael Meyer-Abich den Nachhall einer Weisheit, der es um den ganzen Menschen geht, denn bevor wir körperlich krank werden, fehlt uns fast immer etwas anderes. Als Ausfälle im Betriebssystem des Körpers oder seinen Subsystemen hingegen würden Krankheiten nur unzureichend verstanden. Dass ein gesunder Mensch nicht krank wird, sei nur scheinbar ein tautologischer Satz, denn der Krankheit gehe etwas voraus. „Eine Krankheit sagt nichts, und sie verbirgt nichts, sondern sie bedeutet etwas”, zitiert er den vorsokratischen Philosophen Heraklit. Der Blick aufs Ganze sei allerdings der heutigen Medizin abhanden gekommen – und nicht nur der Medizin. Der Philosoph und Physiker Klaus Michael Meyer-Abich hat bei Carl Friedrich von Weizsäcker studiert. Bis zu seiner Emeritierung lehrte er Naturphilosophie an der Universität Essen. Zwischendurch regierte er in den achtziger Jahren als Wissenschaftssenator in Hamburg. Nun legt er ein großes Werk vor – vielleicht sein Lebenswerk – eine Philosophie der Medizin: „Was es bedeutet gesund zu sein” (Hanser Verlag). Alte Weisheiten werden von neuen Forschungen bestätigt, etwa der Psychoneuroimmunologie. So sieht Meyer-Abich in der Krankheit nicht nur eine verletzte Ganzheit, sondern auch eine Störung des Mitseins. Aus all dem folgen nicht nur Vorschläge für eine andere Medizin, sondern vor allem eine andere Haltung, ein anderer Blick, ein anderes Denken. Es ist die Stunde der Philosophie. Ärzte und Patienten agieren in dem besonderen Licht unserer Kultur. Aber sie sehen nicht das Licht, denn das haben sie immer nur im Rücken. Meyer-Abich dreht sich um, blickt auf dieses Licht und auf vieles rundherum, was dieser Lichtkegel gewöhnlich im Dunklen lässt. „Die Erinnerung an das Ganze ist nicht nur für die Medizin, sondern auch für die Grenzen des wirtschaftlichen Wachstums in der Natur der einzige Ausweg aus der Begrenzungskrise, in die wir geraten sind.”