Di 24.6.08
19.00 Uhr
Ort: Literaturhaus - Schwanenwik 38 - 22087 Hamburg
10,-/8,-/6,-

philosophisches café: elisabeth bronfen

Thema: Die Nacht – die andere Seite Gast: Elisabeth Bronfen. Reinhard Kahl moderiert „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da.”

Die Aufklärung, das Enlightenment, versteht sich als Lichtbringer, als Vertreiber der Finsternis und womöglich aller anderen Nachtseiten. Die Welt als greller 24-Stunden-Tag? Das hätte etwas Totales und am Ende Flaches. Auch wenn das Projekt von Durchleuchtung und prinzipieller Durchsichtigkeit nicht aufgeht, denn die Dunkelheit ist nun mal nicht zu vertreiben, so kann sie doch verleugnet und bekämpft werden. Elisabeth Bronfen untersucht diese „andere Zeitrechnung, eine Zeit ohne Rechnung, eine Zeit der Abrechungen.” Es geht ihr „um ein Denken des Anderen, des Außen.” Jede Nacht kann aufs Neue ein Abgrund sein, jedenfalls ist sie unergründlich und eine Nachinszenierung der Schatten vom Tag. Sie ordnet auf eine andere Weise. Sie bringt auch durcheinander, schafft damit aber die Möglichkeit für Neuanfänge. „Aus dem Erwachen in der Nacht wird ein Aufwachen in und für den Tag. Aus den Erfahrungen, die dort gewonnen werden, nimmt man etwas in den Morgen danach, wodurch der neue Tag anders wird.” Was passiert, wenn Tag und Nacht, Licht und Dunkel, Ordnung und Chaos nicht als Spannung schaffende Antagonisten wirken, sondern gegeneinander in Auslöschungskämpfe ziehen, wie Sarastro gegen die Königin der Nacht in der „Zauberflöte”? Dann setzt sich eine Seite so absolut, dass sie sagen kann: „ Wen solche Lehren nicht erfreun, verdienet nicht, ein Mensch zu sein.”

Elisabeth Bronfen lehrt Anglistik in Zürich. Sie ist mit kultur- und mentalitätsgeschichtlichen Studien über das Mutterbild, Mythen im Film oder die Femme Fatale hervorgetreten. „Von meiner Mutter habe ich den Charme der bewusst gelebten Nacht zuerst gelernt. Sie schlief weit in den Vormittag hinein und lebte erst in den Nachtstunden wirklich auf.” Ihr Parfümhauch und das Rascheln ihrer Abendgarderobe hat dem Kind, das ins Bett musste, das Versprechen eines anderen Lebens gegeben. Elisabeth Bronfens Buch „Tiefer als der Tag gedacht – Eine Kulturgeschichte der Nacht” ist im Frühjahr im Carl Hanser Verlag erschienen.

10,-/8,-/6,-

Die Aufklärung, das Enlightenment, versteht sich als Lichtbringer, als Vertreiber der Finsternis und womöglich aller anderen Nachtseiten. Die Welt als greller 24-Stunden-Tag? Das hätte etwas Totales und am Ende Flaches. Auch wenn das Projekt von Durchleuchtung und prinzipieller Durchsichtigkeit nicht aufgeht, denn die Dunkelheit ist nun mal nicht zu vertreiben, so kann sie doch verleugnet und bekämpft werden. Elisabeth Bronfen untersucht diese „andere Zeitrechnung, eine Zeit ohne Rechnung, eine Zeit der Abrechungen.” Es geht ihr „um ein Denken des Anderen, des Außen.” Jede Nacht kann aufs Neue ein Abgrund sein, jedenfalls ist sie unergründlich und eine Nachinszenierung der Schatten vom Tag. Sie ordnet auf eine andere Weise. Sie bringt auch durcheinander, schafft damit aber die Möglichkeit für Neuanfänge. „Aus dem Erwachen in der Nacht wird ein Aufwachen in und für den Tag. Aus den Erfahrungen, die dort gewonnen werden, nimmt man etwas in den Morgen danach, wodurch der neue Tag anders wird.” Was passiert, wenn Tag und Nacht, Licht und Dunkel, Ordnung und Chaos nicht als Spannung schaffende Antagonisten wirken, sondern gegeneinander in Auslöschungskämpfe ziehen, wie Sarastro gegen die Königin der Nacht in der „Zauberflöte”? Dann setzt sich eine Seite so absolut, dass sie sagen kann: „ Wen solche Lehren nicht erfreun, verdienet nicht, ein Mensch zu sein.”

Elisabeth Bronfen lehrt Anglistik in Zürich. Sie ist mit kultur- und mentalitätsgeschichtlichen Studien über das Mutterbild, Mythen im Film oder die Femme Fatale hervorgetreten. „Von meiner Mutter habe ich den Charme der bewusst gelebten Nacht zuerst gelernt. Sie schlief weit in den Vormittag hinein und lebte erst in den Nachtstunden wirklich auf.” Ihr Parfümhauch und das Rascheln ihrer Abendgarderobe hat dem Kind, das ins Bett musste, das Versprechen eines anderen Lebens gegeben. Elisabeth Bronfens Buch „Tiefer als der Tag gedacht – Eine Kulturgeschichte der Nacht” ist im Frühjahr im Carl Hanser Verlag erschienen.