MARCEL REICH-RANICKI UND PETER RÜHMKORF – DER BRIEFWECHSEL
In den 1960er-Jahren lernten sie sich kennen: der kurz zuvor aus Polen nach Deutschland gekommene Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki und der Lyriker und Essayist Peter Rühmkorf, der 1959 mit dem Band »Irdisches Vergnügen in g« debütiert hatte. Nachdem Reich-Ranicki 1973 das Literaturressort der »Frankfurter Allgemeinen« übernahm, entspann sich zwischen beiden eine enge Zusammenarbeit, die mitunter beinahe freundschaftliche Züge annahm. Trotz mancher ideologischer Bedenken wurde Rühmkorf zu einem der wichtigsten Beiträger des FAZ-Feuilletons, rezensierte, würdigte seine lyrischen Vorfahren für die »Frankfurter Anthologie« und fragte in großen Essays nach deren »Haltbarkeit« für die Gegenwart.
Ihren Niederschlag fand diese Zusammenarbeit, die – etwa 1995, als Günter Grass’ Roman »Ein weites Feld« erschien – auch zu heftigen Zerwürfnissen führte, in einem ausgedehnten Briefwechsel. Herausgegeben von Christoph Hilse und Stephan Opitz ist dieser nun im Wallstein Verlag erschienen und gibt einen aufschlussreichen Einblick in den (bundes)deutschen Literaturbetrieb jener Jahre. Und nicht zuletzt liest man mit großem Amüsement, was sich beide zu sagen haben – so wenn Reich-Ranicki nicht umhinkann, die Rolle des Antreibers zu spielen: »Ihr Schweigen missfällt mir. Ich fürchte, Sie sind faul und ich muss mich Ihnen gegenüber als jener Zöllner betätigen, der dem Weisen seine Weisheit abverlangt hat.«
Einführung: Stephan Opitz und Jan Philipp Reemtsma
In den 1960er-Jahren lernten sie sich kennen: der kurz zuvor aus Polen nach Deutschland gekommene Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki und der Lyriker und Essayist Peter Rühmkorf, der 1959 mit dem Band »Irdisches Vergnügen in g« debütiert hatte. Nachdem Reich-Ranicki 1973 das Literaturressort der »Frankfurter Allgemeinen« übernahm, entspann sich zwischen beiden eine enge Zusammenarbeit, die mitunter beinahe freundschaftliche Züge annahm. Trotz mancher ideologischer Bedenken wurde Rühmkorf zu einem der wichtigsten Beiträger des FAZ-Feuilletons, rezensierte, würdigte seine lyrischen Vorfahren für die »Frankfurter Anthologie« und fragte in großen Essays nach deren »Haltbarkeit« für die Gegenwart.
Ihren Niederschlag fand diese Zusammenarbeit, die – etwa 1995, als Günter Grass’ Roman »Ein weites Feld« erschien – auch zu heftigen Zerwürfnissen führte, in einem ausgedehnten Briefwechsel. Herausgegeben von Christoph Hilse und Stephan Opitz ist dieser nun im Wallstein Verlag erschienen und gibt einen aufschlussreichen Einblick in den (bundes)deutschen Literaturbetrieb jener Jahre. Und nicht zuletzt liest man mit großem Amüsement, was sich beide zu sagen haben – so wenn Reich-Ranicki nicht umhinkann, die Rolle des Antreibers zu spielen: »Ihr Schweigen missfällt mir. Ich fürchte, Sie sind faul und ich muss mich Ihnen gegenüber als jener Zöllner betätigen, der dem Weisen seine Weisheit abverlangt hat.«
Einführung: Stephan Opitz und Jan Philipp Reemtsma