Literatur und Religion: Otto Kallscheuer
‚God, lost in translation‘, so ist eine Rezension übertitelt, die Otto Kallscheuer der kürzlich erschienenen „Bibel in gerechter Sprache“ gewidmet hat. Die Überschrift, die sacht kalauernd auf einen Filmtitel anspielt, weist ins Zentrum des Themas: Wovon sprechen wir, wenn wir von Gott und dem Wort Gottes sprechen, von dem Buch und den Büchern? Wie läßt sich das Verhältnis von Literatur und Religion, von Poesie und Theologie, verstanden als reflektierte Gottesrede, bestimmen und beschreiben? Wer solch ein Exerzitium ausschlägt, nimmt – ob gläubig oder ungläubig – zumindest Schaden an seinem Intellekt.
Friedrich Nietzsches Diktum, dass die Grammatik die eigentliche Schöpfungstatsache sei, deutet auf einen für Literatur wie Religion fundamentalen Umstand hin: Sprache und Existenz sind zwei strikt gleichzeitige Begriffe. Die Theologie, einst Leitwissenschaft im alten Europa, hat auch und gerade unter spirituell Hochgestimmten keinen guten Ruf. Wer im religiösen Hobbykeller fröhlich Selbstgebasteltem glaubt, wähnt leicht, auf die Denkabenteuer der Tradition – nach einem wunderbaren Wort von G.K. Chesterton die Demokratie, in der auch die Toten ein Stimmrecht haben – verzichten zu können. Der Abend ist, wie die ganze Veranstaltungsreihe, einem Erkenntnisinteresse verpflichtet, das sich womöglich nach einer Rubrik benennen ließe, die Christoph Martin Wieland einst in seinem „Teutschen Merkur“ eingerichtet hat: Revision bereits gefällter Urteile. Otto Kallscheuer erinnert uns, ein Schriftgelehrter unserer Tage, fulminant daran, was wir versäumen, wenn wir uns weigern, das weite Feld der Theologie zu betrachten und zu erkunden: mit einem verwegenen Denken Bekanntschaft zu schließen.
‚God, lost in translation‘, so ist eine Rezension übertitelt, die Otto Kallscheuer der kürzlich erschienenen „Bibel in gerechter Sprache“ gewidmet hat. Die Überschrift, die sacht kalauernd auf einen Filmtitel anspielt, weist ins Zentrum des Themas: Wovon sprechen wir, wenn wir von Gott und dem Wort Gottes sprechen, von dem Buch und den Büchern? Wie läßt sich das Verhältnis von Literatur und Religion, von Poesie und Theologie, verstanden als reflektierte Gottesrede, bestimmen und beschreiben? Wer solch ein Exerzitium ausschlägt, nimmt – ob gläubig oder ungläubig – zumindest Schaden an seinem Intellekt.
Friedrich Nietzsches Diktum, dass die Grammatik die eigentliche Schöpfungstatsache sei, deutet auf einen für Literatur wie Religion fundamentalen Umstand hin: Sprache und Existenz sind zwei strikt gleichzeitige Begriffe. Die Theologie, einst Leitwissenschaft im alten Europa, hat auch und gerade unter spirituell Hochgestimmten keinen guten Ruf. Wer im religiösen Hobbykeller fröhlich Selbstgebasteltem glaubt, wähnt leicht, auf die Denkabenteuer der Tradition – nach einem wunderbaren Wort von G.K. Chesterton die Demokratie, in der auch die Toten ein Stimmrecht haben – verzichten zu können. Der Abend ist, wie die ganze Veranstaltungsreihe, einem Erkenntnisinteresse verpflichtet, das sich womöglich nach einer Rubrik benennen ließe, die Christoph Martin Wieland einst in seinem „Teutschen Merkur“ eingerichtet hat: Revision bereits gefällter Urteile. Otto Kallscheuer erinnert uns, ein Schriftgelehrter unserer Tage, fulminant daran, was wir versäumen, wenn wir uns weigern, das weite Feld der Theologie zu betrachten und zu erkunden: mit einem verwegenen Denken Bekanntschaft zu schließen.