hans joachim schädlich
Als die „Arend” mit den Freunden und Gefährten an Bord endlich auf Samoa eintrifft, ist Robert Louis Stevenson schon viele Monate tot. Johann Joachim Winckelmann wird von sieben Messerstichen seines Zimmernachbarn in der Triester Osteria Grande, einem gewissen Francesco Angelis, zur Strecke gebracht, wohl aus Geldgier. Seinen sich mehrenden Ruhm in Berlin, Wien und Prag erlebt der Ludwigsluster Hofkomponist Antonio Rosetti nicht mehr. In seinen drei starken neuen Erzählungen „Vorbei” (Rowohlt Verlag) beleuchtet Hans Joachim Schädlich die Biografien dreier Geistesgrößen des 18. und 19. Jahrhunderts von deren Ende her. Waren es in seinem letzten Roman „Anders”, einem „Anschauungsbuch menschlicher Abgründe” (Hessischer Rundfunk), vor allem die Vexierspiele, die Masken, die sich Menschen vor das Gesicht ziehen, um scheinbar unversehrt von einem Gesellschaftssystem ins nächste zu gleiten, so beschäftigt sich Schädlich nun damit, was der Tod für ein künstlerisches Werk bedeutet. Kann das Ende für einen schöpferischen Menschen gnadenlos und voller Gnade zur selben Zeit sein? Hier wie dort fungiert die Literatur für den preisgekrönten Schriftsteller als sinnstiftendes Movens für die Erklärung von Geschichte.
Nach Stangls „Der einzige Ort”, Kehlmanns „Die Vermessung der Welt” und Trojanows „Der Weltensammler” zeigt hier ein weiterer deutschsprachiger Autor, wie Entdeckerlust und Künstlerseele in einer Brust wohnen, und zieht aus gelebten Leben Schlüsse für die Gegenwart. Dabei schreibt Schädlich einen aufs Feinste gekörnten Stil auf dem Gipfel seiner Aussagekraft: „Am 30. Juni, morgens, drehte er sich zur Wand. Um sieben Uhr abends wurde ihm ums Herz leicht.” Minimalistisch streut er oft nur zwei Hände voller Sätze über die Papierseite und erwirkt lyrische Sprachkraft: „Unentwegt Sturm, Schnee, harte Kälte, drei Wochen lang. Glücklicherweise war Südsommer, Januar. Aber die Gefahr, auf Eisberge zu stoßen, besteht das ganze Jahr über.”
Als die „Arend” mit den Freunden und Gefährten an Bord endlich auf Samoa eintrifft, ist Robert Louis Stevenson schon viele Monate tot. Johann Joachim Winckelmann wird von sieben Messerstichen seines Zimmernachbarn in der Triester Osteria Grande, einem gewissen Francesco Angelis, zur Strecke gebracht, wohl aus Geldgier. Seinen sich mehrenden Ruhm in Berlin, Wien und Prag erlebt der Ludwigsluster Hofkomponist Antonio Rosetti nicht mehr. In seinen drei starken neuen Erzählungen „Vorbei” (Rowohlt Verlag) beleuchtet Hans Joachim Schädlich die Biografien dreier Geistesgrößen des 18. und 19. Jahrhunderts von deren Ende her. Waren es in seinem letzten Roman „Anders”, einem „Anschauungsbuch menschlicher Abgründe” (Hessischer Rundfunk), vor allem die Vexierspiele, die Masken, die sich Menschen vor das Gesicht ziehen, um scheinbar unversehrt von einem Gesellschaftssystem ins nächste zu gleiten, so beschäftigt sich Schädlich nun damit, was der Tod für ein künstlerisches Werk bedeutet. Kann das Ende für einen schöpferischen Menschen gnadenlos und voller Gnade zur selben Zeit sein? Hier wie dort fungiert die Literatur für den preisgekrönten Schriftsteller als sinnstiftendes Movens für die Erklärung von Geschichte.
Nach Stangls „Der einzige Ort”, Kehlmanns „Die Vermessung der Welt” und Trojanows „Der Weltensammler” zeigt hier ein weiterer deutschsprachiger Autor, wie Entdeckerlust und Künstlerseele in einer Brust wohnen, und zieht aus gelebten Leben Schlüsse für die Gegenwart. Dabei schreibt Schädlich einen aufs Feinste gekörnten Stil auf dem Gipfel seiner Aussagekraft: „Am 30. Juni, morgens, drehte er sich zur Wand. Um sieben Uhr abends wurde ihm ums Herz leicht.” Minimalistisch streut er oft nur zwei Hände voller Sätze über die Papierseite und erwirkt lyrische Sprachkraft: „Unentwegt Sturm, Schnee, harte Kälte, drei Wochen lang. Glücklicherweise war Südsommer, Januar. Aber die Gefahr, auf Eisberge zu stoßen, besteht das ganze Jahr über.”