florian illies
„Rainer Maria Rilke hat Schnupfen.”
Ein bisschen, ein ganz klein wenig erinnert „1913” (S. Fischer) von Florian Illies an einen Woody-Allen-Film – im allerbesten Sinne natürlich. Während Allen in „Midnight in Paris” die „Lost Generation” von Hemingway bis zu den Fitzgeralds in St. Germain-des-Prés aufmarschieren lässt, versammelt der Journalist, Publizist und Kunsthistoriker Illies auf gut 300 Seiten die Größen der europäischen Moderne – Literatur, Musik, Politik und Zeitgeschichte. Er richtet sein Brennglas auf das Jahr 1913, um dessen Schicksalhaftigkeit aufzufächern und „die ungeheure ungleichzeitige Gleichzeitigkeit” der Geschehnisse am Vorabend des Ersten Weltkrieges zu analysieren: „Selbst als Hitler und Stalin 1939 ihren verhängnisvollen ,Pakt‘ schlossen, sind sie sich nicht begegnet. Sie waren sich nie näher als an einem dieser bitterkalten Januarnachmittage im Park von Schloss Schönbrunn.” Hitler und Stalin gehen (getrennt) im Park spazieren, Oskar Kokoschka betet Alma Mahler an, Else Lasker-Schüler verliebt sich in Dr. Benn, Alfred Kerr verreißt Thomas Mann, Igor Strawinsky lernt Coco Chanel kennen, Lyonel Feininger radelt nach Gelmeroda: 1913 – das 20. Jahrhundert in einer Nussschale.
Mit stupendem Wissen und eleganter Feder webt Florian Illies eine engmaschige Textur aus biografischen Hintergründen, Briefen und Nachgelassenem, aus Literatur, Anekdoten und eigenen scharfsinnigen Anmerkungen. Seine Kommentare sind stets erhellend und meistens ziemlich lustig. Besonders Rainer Maria Rilke, der chronische Nörgler, und Franz Kafka, der ewige Zauderer, bekommen ihr Fett weg: „Dann, am 22. März, also dem Tag, an dem er abreisen soll (und auch abreisen wird), schreibt er Felice noch auf den Umschlag die großen Worte: ,Noch immer unentschieden. Franz‘. Vier Worte, eine Autobiographie.” Anschaulicher wurden wohl kaum je Geistesgrößen vom Podest geholt und zu Menschen gemacht. „1913” ist ein vergnüglicher und brillanter Parcours durch die europäische Geistesgeschichte, verfasst von einem „empfindsamen Diagnostiker des Zeitgeistes” (Süddeutsche Zeitung).
„Rainer Maria Rilke hat Schnupfen.”
Ein bisschen, ein ganz klein wenig erinnert „1913” (S. Fischer) von Florian Illies an einen Woody-Allen-Film – im allerbesten Sinne natürlich. Während Allen in „Midnight in Paris” die „Lost Generation” von Hemingway bis zu den Fitzgeralds in St. Germain-des-Prés aufmarschieren lässt, versammelt der Journalist, Publizist und Kunsthistoriker Illies auf gut 300 Seiten die Größen der europäischen Moderne – Literatur, Musik, Politik und Zeitgeschichte. Er richtet sein Brennglas auf das Jahr 1913, um dessen Schicksalhaftigkeit aufzufächern und „die ungeheure ungleichzeitige Gleichzeitigkeit” der Geschehnisse am Vorabend des Ersten Weltkrieges zu analysieren: „Selbst als Hitler und Stalin 1939 ihren verhängnisvollen ,Pakt‘ schlossen, sind sie sich nicht begegnet. Sie waren sich nie näher als an einem dieser bitterkalten Januarnachmittage im Park von Schloss Schönbrunn.” Hitler und Stalin gehen (getrennt) im Park spazieren, Oskar Kokoschka betet Alma Mahler an, Else Lasker-Schüler verliebt sich in Dr. Benn, Alfred Kerr verreißt Thomas Mann, Igor Strawinsky lernt Coco Chanel kennen, Lyonel Feininger radelt nach Gelmeroda: 1913 – das 20. Jahrhundert in einer Nussschale.
Mit stupendem Wissen und eleganter Feder webt Florian Illies eine engmaschige Textur aus biografischen Hintergründen, Briefen und Nachgelassenem, aus Literatur, Anekdoten und eigenen scharfsinnigen Anmerkungen. Seine Kommentare sind stets erhellend und meistens ziemlich lustig. Besonders Rainer Maria Rilke, der chronische Nörgler, und Franz Kafka, der ewige Zauderer, bekommen ihr Fett weg: „Dann, am 22. März, also dem Tag, an dem er abreisen soll (und auch abreisen wird), schreibt er Felice noch auf den Umschlag die großen Worte: ,Noch immer unentschieden. Franz‘. Vier Worte, eine Autobiographie.” Anschaulicher wurden wohl kaum je Geistesgrößen vom Podest geholt und zu Menschen gemacht. „1913” ist ein vergnüglicher und brillanter Parcours durch die europäische Geistesgeschichte, verfasst von einem „empfindsamen Diagnostiker des Zeitgeistes” (Süddeutsche Zeitung).