Do 30.4.09
20.00 Uhr
Ort: Literaturhaus - Schwanenwik 38 - 22087 Hamburg

ein abend für walter kempowski

Volker Hage erinnert sich an Begegnungen mit Walter Kempowski Hellmuth Karasek und Benjamin von Stuckrad-Barre lesen aus dem Tagebuch „Somnia“ Rainer Moritz moderiert

„Eine Reise zu den oberitalienischen Städten unternähme ich gern. Ravenna, Florenz, Pisa, Lucca, Siena: das ist doch auch unsere Geschichte. Wenn man bedenkt, wie viele Idioten schon in Italien waren …”

Die Auslesemechanismen der Literaturgeschichte folgen nur selten dem Prinzip der Gerechtigkeit. Manchmal freilich, wenn sich der Zeitgeistwind dreht, geschieht es, dass der Rang von Autoren noch zu ihren Lebzeiten erkannt wird und diese nicht auf Ruhm im Dichterparadies hoffen müssen. Der Rostocker Walter Kempowski gehört zu diesen Ausnahmen und zugleich zu den wenigen Schriftstellern seiner Generation, die in ihren letzten Lebensjahren erfahren durften, wie sich junge Kollegen (etwa Tanja Dückers, Karen Duve oder Gerhard Henschel) an ihnen orientierten. So fremd Kempowski vielen Attitüden der literarischen Szene blieb, so sehr suchte er Kontakte und pflegte Freundschaften, etwa zu Uwe Johnson. In seinem zum Großarchiv ausgewachsenen Haus im niedersächsischen Nartum organisierte er Schriftstellerzusammenkünfte und Literaturnachmittage für Laien, und wo immer Kempowski auftrat, hielt er nie mit seiner Meinung hinter dem Berg. Von seiner Frau Hildegard mitunter zur Mäßigung gerufen, scheute er sich nie, politisch Unkorrektes zu äußern und sich über (vermeintliche) Ungerechtigkeiten zu beklagen. Mancher Buchhändler, der Kempowski auf dem falschen Fuß erwischte, erinnert sich mit Schrecken an Lesungen mit dem charmant kauzigen Autor. Und doch war es gerade diese Eigenwilligkeit und diese Unabhängigkeit, die Walter Kempowski offenkundig die Kraft gab, ein Lebenswerk zu schaffen, dessen Tiefe wohl erst von künftigen (Germanisten-) Generationen ausgelotet werden wird.

Am 29. April 2009 wäre Kempowski 80 Jahre geworden. Volker Hage, der im Knaus Verlag den Band „Walter Kempowski. Bücher und Begegnungen” vorgelegt hat, erinnert an den im November 2007 verstorbenen Autor. Hellmuth Karasek und Benjamin von Stuckrad-Barre lesen aus Kempowskis postum erschienenem Tagebuch „Somnia”.

„Eine Reise zu den oberitalienischen Städten unternähme ich gern. Ravenna, Florenz, Pisa, Lucca, Siena: das ist doch auch unsere Geschichte. Wenn man bedenkt, wie viele Idioten schon in Italien waren …”

Die Auslesemechanismen der Literaturgeschichte folgen nur selten dem Prinzip der Gerechtigkeit. Manchmal freilich, wenn sich der Zeitgeistwind dreht, geschieht es, dass der Rang von Autoren noch zu ihren Lebzeiten erkannt wird und diese nicht auf Ruhm im Dichterparadies hoffen müssen. Der Rostocker Walter Kempowski gehört zu diesen Ausnahmen und zugleich zu den wenigen Schriftstellern seiner Generation, die in ihren letzten Lebensjahren erfahren durften, wie sich junge Kollegen (etwa Tanja Dückers, Karen Duve oder Gerhard Henschel) an ihnen orientierten. So fremd Kempowski vielen Attitüden der literarischen Szene blieb, so sehr suchte er Kontakte und pflegte Freundschaften, etwa zu Uwe Johnson. In seinem zum Großarchiv ausgewachsenen Haus im niedersächsischen Nartum organisierte er Schriftstellerzusammenkünfte und Literaturnachmittage für Laien, und wo immer Kempowski auftrat, hielt er nie mit seiner Meinung hinter dem Berg. Von seiner Frau Hildegard mitunter zur Mäßigung gerufen, scheute er sich nie, politisch Unkorrektes zu äußern und sich über (vermeintliche) Ungerechtigkeiten zu beklagen. Mancher Buchhändler, der Kempowski auf dem falschen Fuß erwischte, erinnert sich mit Schrecken an Lesungen mit dem charmant kauzigen Autor. Und doch war es gerade diese Eigenwilligkeit und diese Unabhängigkeit, die Walter Kempowski offenkundig die Kraft gab, ein Lebenswerk zu schaffen, dessen Tiefe wohl erst von künftigen (Germanisten-) Generationen ausgelotet werden wird.

Am 29. April 2009 wäre Kempowski 80 Jahre geworden. Volker Hage, der im Knaus Verlag den Band „Walter Kempowski. Bücher und Begegnungen” vorgelegt hat, erinnert an den im November 2007 verstorbenen Autor. Hellmuth Karasek und Benjamin von Stuckrad-Barre lesen aus Kempowskis postum erschienenem Tagebuch „Somnia”.

Medienpartner NDR Info & NDR Kultur