Mircea Cărtărescu
stellt seinen Roman »Solenoid« vor
»Ich kriegte kein Wort heraus. Gläsern, halbtransparent, mit gemächlich und weich im Dunkel unter der Haut sich bewegenden inneren Organen schwebte Irina in der kaffeebraunen Luft, und alles hatte die Anmutung einer alten, nicht lokalisierbaren Erinnerung.« Der Einundzwanzigjährige erntet Hohn und Spott, als er im Literaturkreis seinen Text »Der Niedergang« vorlegt. An diesem Abend wird ihm nicht wie erhofft die Tür geöffnet, ein namhafter Schriftsteller zu werden. Stattdessen wird er Lehrer für Rumänisch in einer Vorstadt von Bukarest. Eines Tages kauft er sich ein Haus in Form eines Schiffes, unter dem sich Erzählungen nach eine im Boden eingegrabene Magnetspule befinden soll, die dafür sorge, dass alles in ihrem Umfeld in die Höhe gehoben werde. Als der Erzähler eines Abends Irina, die Physiklehrerin, schwebend in seinem Schlafzimmer auffindet, gerät er plötzlich selbst in den Bannkreis der Spule: des Solenoids. »Cărtărescu hat die Phantasie eines großen Kindes und die Sprachfertigkeit eines alten Meisters« (Malte Herwig, »Der Spiegel«).
Mircea Cărtărescu, 1956 in Bukarest geboren, wurde unter anderem mit dem Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung (2015), dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur (2015) sowie dem Thomas-Mann-Preis (2018) ausgezeichnet. Nach seinem Erzählband »Die schönen Fremden« folgt mit »Solenoid« (Zsolnay; Übersetzung: Ernest Wichner) nun ein weiterer großer Roman.
Moderation und deutsche Lesung: Ernest Wichner
Dienstag, 8.10.2019
19.30 Uhr
€ 14,–/10,–
Literaturhaus