Mara-Cassens-Preis 2018
Anja Kampmanns »Wie hoch die Wasser steigen« wird ausgezeichnet, Katrin Schumacher hält die Laudatio
Schöne Traditionen sollen nicht gebrochen werden: Auch 2019 läuten wir das neue Lesungsjahr mit der feierlichen Preisverleihung des Mara-Cassens-Preises an Anja Kampmann ein. Sie sind dazu herzlich eingeladen!
Der 1970 von der 2015 verstorbenen Stifterin Mara Cassens initiierte Preis hat bereits zahlreichen Autorinnen und Autoren ermöglicht, sich nach ihrem Romanerstling weiter voll und ganz auf das Schreiben zu konzentrieren, ohne sich dabei von finanziellen Nöten zu sehr beeinflussen zu lassen. Erneut waren die Verlage aufgerufen, 2018 erschienene deutschsprachige Debütromane einzureichen. Der Preis wird als einziger deutschlandweit von einer ehrenamtlichen Leserjury vergeben, die sich aus 15 Mitgliedern des Literaturhaus-Vereins zusammenfindet. Es ist eine verantwortungsvolle, spannende Aufgabe für die Jurymitglieder, den besten Roman aus in diesem Jahr 63 eingesandten Beiträgen herauszulesen. Immerhin ist es mit € 15.000 der bundesweit höchstdotierte Literaturpreis für ein Romandebüt. Unter den Favoriten waren Katharina Adler mit »Ida«, Michael Hugentobler mit »Louis oder Der Ritt auf der Schildkröte« und Martin Zels mit »Aus der Haut«.
Weil der Roman auf überraschende Weise und in dichter, poetischer Sprache die Rückkehr aus der Fremde und den Versuch beschreibt, aus einer bodenlosen Arbeitswelt ins eigene Leben zurückzufinden, fiel die Entscheidung der Jury für den Mara-Cassens-Preis 2018 auf »Wie hoch die Wasser steigen« von Anja Kampmann. Das Buch erzählt von Waclaw/Wenzel Groszak, Ölbohrarbeiter auf einer Plattform mitten im Meer. Nachdem in einer stürmischen Nacht sein enger Freund Mátyás verschwunden ist, reist Waclaw nach Ungarn, um die Nachricht und in zwei Seesäcken Mátyás’ Sachen zu dessen Familie zu bringen. Eine Rückkehr auf die Plattform kommt danach für Waclaw nicht mehr infrage. Vor der westafrikanischen Küste wirft er seine Arbeitskleider weg, bricht über Malta und Italien auf nach Norden, ins Ruhrgebiet, wo er als Kind polnischer Gastarbeiter aufwuchs. Geografisch kommt er so seiner großen Liebe Milena wieder näher, doch es bleibt offen, ob er noch ankommen kann.
Aus der Jurybegründung: »Anja Kampmann hat mit ›Wie hoch die Wasser steigen‹ einen außergewöhnlichen Roman vorgelegt. Was dieses Buch so herausragen lässt, ist seine kraftvolle Sprache, die die Leserinnen und Leser fest in ihren Bann nimmt. Anja Kampmann gelingt es, mit präzisen Formulierungen und prägnanten Bildern, mit Rückblenden und zugleich mit Auslassungen und Andeutungen die Welt der Arbeiter und das Herumreisen des einsamen Waclaw sehr genau zu entwerfen. Sie skizziert äußerst überzeugend eine Lebensrealität an uns bisher unbekannten Schauplätzen. Auf Basis gründlicher Recherchen schafft sie es, die Härte des Lebens auf der Bohrinsel genauso klar zu beschreiben wie die schwelende Verlorenheit des Protagonisten. Ihre originäre Sprache lässt die besondere verdichtete Atmosphäre der Geschichte entstehen. Ein beeindruckendes erzählerisches Debüt.«
Anja Kampmann, 1983 in Hamburg geboren, studierte an der Universität Hamburg und am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Sie lebt in Leipzig. Unter anderem wurde sie 2013 mit dem MDR-Literaturpreis, 2015 mit dem Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis und 2018 mit einem Förderpreise zum Lessing-Preis ausgezeichnet. Ihr Lyrikdebüt »Proben von Stein und Licht« (Edition Lyrik Kabinett, 2016) erschien wie ihr Debütroman im Hanser Verlag. »Wie hoch die Wasser steigen« war nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse und stand auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis.
Bei der feierlichen Verleihung des Mara-Cassens-Preises sind die Preisträgerin und Holger Cassens als Vertreter der Mara und Holger Cassens Stiftung anwesend. Die Laudatio hält Katrin Schumacher (MDR). Die Staatsrätin der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg Jana Schiedek spricht ein Grußwort.
Mit freundlicher Unterstützung der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg und der Mara und Holger Cassens Stiftung, Medienpartner NDR Info
Bitte beachten Sie, dass die Preisverleihung komplett ausgebucht ist. Es gibt nur ein begrenztes Sitzplatzkontingent.
Dienstag, 15.1.2019
19.30 Uhr
Eintritt frei, ausgebucht
Literaturhaus